Geschichte des Instituts

100 Jahre gartenbauwissenschaftliche Forschung in Großbeeren

Die angegebenen akademischen Titel entsprechen dem Stand bei Amtsantritt.

Aufbau und Kriegsjahre

1925

Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Berlin-Dahlem, Bereich Moorversuchsfelder Großbeeren

Bereichsleitung Großbeeren: Johannes Reinhold
Gesamtleitung: Prof. Dr. Theodor Echtermeyer

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Auf den 1924 an Prof. Theodor Echtermeyer zum 100-jährigen Jubiläum der Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem von der Stadt Berlin übergebenen 17,4 ha großen Moorversuchsfeldern werden die ersten Gebäude der Lehr- und Forschungsanstalt errichtet. Mit zwei Gurkenhäusern und einem Vermehrungshaus und Frühbeeten beginnt in 1925 die Gemüsebauforschung in Großbeeren. Landökonomierat Echtermeyer verfolgt das Ziel, die Nutzung der Moore durch gärtnerische Kulturen zu erforschen und zu popularisieren. Die Arbeiten des Instituts tragen Maßgeblich zur Entwicklung der Gartenbauwissenschaften in Deutschland bei. Erste Schwerpunkte liegen auf Düngungsversuchen, Sortenprüfungen und Anbaumethoden.

Ab 1936 erfolgt die Umbenennung Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau Berlin-Dahlem, Institut für Gemüsebau Großbeeren mit acht wissenschaftlichen Mitarbeitenden.

1937

Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau und höhere Gartenbauschule Berlin-Dahlem

Leitung: Dr. Werner Schuphan

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Mit der Berufung Professor Reinholds an die Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Pillnitz übernimmt Dr. Werner Schuphan die Leitung in Großbeeren. Sieben wissenschaftliche Mitarbeiter sind ihm zugeordnet. Unter seiner Führung werden moderne Labore eingerichtet und die Forschung vor allem im Bereich biochemischer Qualitätsuntersuchungen von Gemüse intensiviert. Ab 1943 wird die Institutsarbeit kriegsbedingt nach Bork verlagert. Am Ende des Zweiten Weltkrieges sind viele Anlagen zerstört, die Gewächshäuser zerbombt und Teile des Geländes vermint.

Zusammenbruch und Neubeginn in der DDR

1945

Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Berlin-Dahlem, Abteilung für Gemüsebau, Großbeeren, Kreis Teltow

Leitung: Dr. Erwin Mantel

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Nach Kriegsende ruht die wissenschaftliche Arbeit zunächst weitgehend. Leiter wird Dr. Erwin Mantel, der das Amt bis 1949 innehat. Die Zerstörungen von Gebäuden und Gewächshäuser sowie der Verlust an Ausstattung stellen das Institut vor große Schwierigkeiten. In dieser Zeit ist es noch Teil der Dahlemer Einrichtung in West-Berlin.

1950

Zentralforschungsinstitut für Gemüsebau in Großbeeren, Kreis Teltow

Leitung: Prof. Johannes Reinhold

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Mit der Gründung der DDR wird Großbeeren organisatorisch von seinem Mutterinstitut in West-Berlin getrennt. Das Ministerium für Landwirtschaft und Forsten beschließt 1949 den Wiederaufbau als „Zentralforschungsinstitut für Gemüsebau Großbeeren“. Prof. Reinhold kehrt als Direktor zurück mit dem Auftrag, einen umfassenden Aufbauplan für das Institut zu entwickeln. Der systematische Ausbau beginnt mit neuen Gebäuden, Versuchsanlagen und Wohnungen. Forschungsschwerpunkte dieser Zeit sind Pflanzenernährung, Kulturverfahren, die Entwicklung technischer Lösungen für den Gewächshaus- und Freilandgemüsebau und ökonomische Betrachtungen, die eng an politische Vorgaben gebunden sind.

Zeit der Akademie-Institute

1952

Institut für Gartenbau Großbeeren der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin

Leitung: Prof. Johannes Reinhold

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1952 erfolgt die Eingliederung des Instituts in die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin. Der Name ändert sich zu „Institut für Gartenbau Großbeeren“. Ab 1962 heißt es „Institut für Gemüsebau“. Prof. Reinhold bleibt bis zu seiner Emeritierung 1965 Direktor, parallel leitete er auch das Universitätsinstitut der Humboldt-Universität.

1962

Institut für Gemüsebau der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin

Leitung: Prof. Johannes Reinhold, ab 1965: Prof. Joachim Dehne

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1965 tritt Prof. Joachim Dehne die Nachfolge an. Unter seiner Leitung wird das Institut weiter ausgebaut, und die Forschung systematisch vertieft. Das Institut wächst zu einer anerkannten Forschungsstätte in der DDR.

1969

Institut für Gemüseproduktion Großbeeren der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR

Leitung: Prof. Georg Vogel, 1977-1982 Prof. Edmund Engel, ab 1982 erneut Prof. Georg Vogel

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Ab 1969 übernimmt Prof. Georg Vogel die Leitung, das Institut heißt nun „Institut für Gemüseproduktion Großbeeren“. Während seiner Tätigkeit wird das Institut zu einem führenden Zentrum der Gemüseproduktionsforschung. In den Jahren 1977 bis 1982 führt Prof. Edmund Engel das Institut, während Vogel in der Akademieleitung tätig ist.

Das Institut umfasst nun vier Bereiche mit 15 Abteilungen und verfügt über Versuchsstationen in Rostock, Groß Börnecke, Golzow, Vockerode und Dresden. Neue Gewächshausanlagen und Labore kommen hinzu.

Zentrale Aufgabe ist die Erarbeitung der wissenschaftlichen Grundlagen zur Erhöhung der Gemüseproduktion und -qualität zur weiteren Verbesserung des Versorgungsniveaus der DDR-Bevölkerung. Die Arbeiten sind auf pflanzenbauliche und technologische Forschung, Mechanisierung sowie Lagerung ausgerichtet.

Umbruch und Neuorientierung in der bundesdeutschen Forschungslandschaft

1991

Evaluierung durch den Wissenschaftsrat

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Nach der politischen Wende erhält Großbeeren 1991 ein noch in der DDR geplantes Laborgebäude mit moderner Ausstattung und es entstehen neue Gewächshäuser. Gleichzeitig werden die Forschungsabteilungen Ökonomik und Mechanisierung/Automatisierung aufgelöst, die Abteilung Pflanzenschutz in andere Einrichtungen integriert und weitere umfassende Umstrukturierungen vorgenommen. Der Wissenschaftsrat bewertet das Akademie-Institut in seiner Evaluierung positiv. Diese Entscheidung ermöglicht die Eingliederung in die bundesdeutsche Forschungslandschaft als „Blaue Liste“-Forschungsinstitut der Organisation, die in den kommenden Jahren zur Leibniz-Gemeinschaft wird.

1992

Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt e.V.

Gründungsdirektor: Prof. Helmut Krug, Leitung ab 1992 Dr. Rolf Kuchenbuch

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Am 1. Januar 1992 wird das Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt e.V. (IGZ) als Einrichtung der „Blauen Liste” mit den Standorten Großbeeren und Erfurt-Kühnhausen gegründet. Vorläufer der Erfurter Zierpflanzen-Abteilung ist das Zentralinstitut für Sonderkulturen und Zierpflanzen Bernburg. Das IGZ wird gemeinsam von den Landwirtschaftsministerien des Bundes sowie des Landes Brandenburg und des Freistaats Thüringen institutionell gefördert. Gründungsdirektor ist Prof. Helmut Krug von der Universität Hannover. Noch im gleichen Jahr wird Dr. Rolf Kuchenbuch der erste wissenschaftliche Direktor und leitet das IGZ bis 1998.

In den 1990er Jahren erfährt der Standort eine umfassende bauliche Modernisierung. Dazu gehört der Umbau des Verwaltungsgebäudes (1996) und der Bau einer modernen Kabinengewächshausanlage (1998). Die Anzahl der Mitarbeitenden reduziert sich mit der Neugründung drastisch – von ehemals rund 400 auf 88 Beschäftigte.

Die Empfehlungen des Wissenschaftsrat sehen vor, grundlagenorientierte Forschung im Bereich Freiland- und Gewächshausgemüse in Großbeeren und Zierpflanzen in Erfurt durchzuführen. Forschungsschwerpunkte in den Abteilungen sind in Großbeeren ‚Integrierte Produktionsverfahren‘, ‚Innere Qualität‘, ‚Steuerung pflanzenbaulicher Prozesse‘ sowie in Erfurt ‚Zierpflanzenbau mit den Bereichen umweltverträgliche Produktionsverfahren sowie Vermehrung und Züchtungsforschung. 1996 werden die Forschungsarbeiten zur Pflanzenernährung und Pflanzengesundheit in gleichnamigen neuen Abteilungen konzentriert und die Abteilung ‚Integrierte Produktionsverfahren‘ aufgelöst. Aus der Abteilung ‚Zierpflanzen‘ geht mehrheitlich die Abteilung ‚Pflanzenvermehrung‘ hervor. Daneben bestehen die querschnittsorientierten Abteilungen ‚Qualität‘ und ‚Modellierung/Wissenstransfer‘.

Profilbildung und Modernisierung

2000

Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt e.V.

Leitung: Dr. habil. Eckhard George

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Mit der Jahrtausendwende wird Dr. habil. Eckard George, ab 2002 Professor für Ernährungsphysiologie der Nutzpflanzen an der Humboldt-Universität zu Berlin, Wissenschaftlicher Direktor des IGZ.

Die gartenbauliche Forschungsarbeiten am IGZ wird ab 2005/2006 in vier Forschungsbereiche neu gegliedert: Gartenbaupraxis und moderne Produktion – Nutzung biologischer Regelungssysteme – Umwelt und Verbraucher*innen – globale Veränderungen. Das IGZ setzt zunehmend auf interdisziplinäre Ansätze.  2007 wird das Forschungsprogramm „Forschen für den Gartenbau“ implementiert. Das IGZ versteht sich als Bindeglied zwischen naturwissenschaftlichem Erkenntnisfortschritt und der Lebenswirklichkeit von Produzierenden und Verbraucher*innen. So werden praxisnahe Lösungen für eine nachhaltige Produktion entwickelt und die Grundlagen für eine gesunde Ernährung erforscht. Über die Einführung einer Matrixstruktur werden interdisziplinären Forschungsansatz verstärkt bearbeitet.

Die Versuchs- und gerätetechnische Ausstattung wird ausgebaut, darunter ein Kabinen- und Produktionsgewächshaus und Arbeitsgebäude, das Klimakammern und Phytotrone enthält. Der Versuchsbetrieb in Großbeeren und Golzow wird modernisiert, um praxisnahe Forschung zu ermöglichen.

2009

Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt e.V.

Leitung: Prof. Eckhard George

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Ende 2008 beschließt Mitgliederversammlung des IGZ eine Namensanpassung – seit 2009 trägt das Institut auch „Leibniz“ in seinem Namen. Ab 2012 formuliert das IGZ das Programm „Gartenbau, Pflanze und Mensch“.

Das rekonstruierte Laborgebäude wird feierlich eingeweiht. Es ermöglicht nun eine anspruchsvolle Analytik insbesondere auf Metabolitebene.

Das IGZ spielt eine Schlüsselrolle „Zukunftsstrategie Gartenbau“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Mit seinem interdisziplinären Forschungsansatz trägt es maßgeblich dazu bei, die strategischen Leitlinien für den deutschen Gartenbau zu erarbeiten, die nach wie vor Bestand haben: Lebensqualitätsstrategie, Inwertsetzungsstrategie und Effizienzsteigerungsstrategie.

Im Sommer2014 wird das Gaswechselgewächshaus, eine Gefäßversuchsanlage und eine Klimakammerhalle eröffnet. Damit ist eine neue, leistungsfähige Infrastruktur für Umwelt- und Klimawirkungsversuche nutzbar.

Forschungsschwerpunkte liegen auf Klimawandelanpassung, Biodiversität, Ressourcenschonung und pflanzlichen Inhaltsstoffen.

Strategische Neuausrichtung

2019

Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e. V.

Leitung: Prof. Eckhard George, ab 2022 Prof. Nicole van Dam

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Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft und der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz empfiehlt nach der Instituts-Evaluierung in 2016 die Abtrennung des Standorts Erfurt vom IGZ. Ab 2019 geht dieser in der Forschungsstelle für gartenbauliche Kulturpflanzen der Fachhochschule Erfurt unter der Leitung von Prof. Philipp Franken auf.

In 2022 übernimmt Prof. Nicole van Dam, Professorin am Institut für Biodiversität der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Stelle der wissenschaftlichen Direktorin des IGZ. Ein umfassender Strategieprozess definiert die neue Vision des IGZ: „Ein gesunder Planet für alle“. Ziel ist es, mit exzellenter Forschung wissensbasierte Lösungen für nachhaltige und widerstandsfähige Agrar- und Ernährungssysteme zu erarbeiten. Die Forschung konzentriert sich auf vier aktuelle Herausforderungen im Gartenbau: Ressourceneffizienz, Erhalt und Förderung der Biodiversität und Pestizidreduktion, Anpassung an den Klimawandel sowie weltweite Ernährungssicherung und die Bereitstellung einer gesunden pflanzenbasierten Nahrung.

Zukünftig soll auch der Name des Instituts der Neuausrichtung Rechnung tragen: Leibniz-Institut für Gartenbauwissenschaften (IGZ) e. V.