Nachruf für Prof. Dr. sc. Eberhard Baumann
Prof. Baumann begann seine berufliche Laufbahn an der Humboldt-Universität zu Berlin im Jahr 1950. Etappen seiner beruflichen Entwicklung waren der Erwerb des Diploms im Jahre 1955, seine Promotion im Jahr 1958 und fünf Jahre später seine Habilitation. Nach der Berufung zum Hochschuldozenten 1965 übernahm er 1968 die Leitung des Forschungsbereiches Bodenfruchtbarkeit in Großbeeren. 1978 erhielt Prof. Baumann die Berufung zum außerordentlichen Professor für Feldgemüsebau.
Als Hochschullehrer an der Humboldt-Universität zu Berlin widmete sich Eberhard Baumann im Lehrgebiet des Feldgemüsebaus über drei Jahrzehnte hinweg mit großer Hingabe der Ausbildung des gärtnerischen und wissenschaftlichen Gartenbau-Nachwuchses und lehrte fachübergreifend auch in den Fachbereichen Pflanzenproduktion, Nahrungsgüterwirtschaft und Lebensmitteltechnologie.
Der Wissenschaftler Prof. Baumann leistete Pionierarbeit auf dem Gebiet der Kreislaufwirtschaft von organischer Substanz im Gemüsebau. Zum einen untersuchte er sowohl das Abbauverhalten von Ernteresten diverser Gemüsearten und verschiedenster pflanzlicher organischer Reststoffe – ob im Boden oder während des Kompostierungsprozesses – als auch deren Ertragswirkung. Zum anderen erarbeitete er Kennzahlen, die zur Standardisierung dieser organischen Substanzen im Hinblick auf ihr Verhalten in Stoffkreisläufen genutzt wurden, zum Beispiel in Form ihrer Mineraldünger-äquivalenten Wirkung bei der Pflanzenernährung oder in Form ihrer Humusreproduktionsleistung und somit der Kohlenstoffspeicherung im Boden. Die Ergebnisse zur Humusersatzwirkung von Gemüse-Ernterückständen sind heute Bestandteil des Standpunktes zur Humusbilanzierung des Verbands Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten e. V. (VDLUFA). Unter der Mitwirkung Prof. Baumanns wurde der 1972 begonnenen Kastenparzellenversuch konzipiert und durchgeführt. Die Daten dieses Langzeit-Düngungsexperimentes wurden erst kürzlich der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Neben über 50 wissenschaftlichen Artikeln veröffentlichte Prof. Baumann mehr als 400 Fachbeiträge. Sowohl damit, als auch als Autor bzw. Mitautor von Lehr- und Sachbüchern für Universitäten, Berufs- und Grundschulen, fand er eine breite Anerkennung in Wissenschaft, Praxis und unter Hobbygärtner*innen.
Mit dem Tod von Eberhard Baumann verlieren wir einen engagierten, anerkannten und weitsichtigen Kollegen. Seinen umfangreich dokumentierten Erfahrungsschatz werden wir weiter nutzen und Prof. Baumann ein ehrendes Andenken bewahren.
Im Namen aller Kolleg*innen des IGZ
Dr. Jörg Rühlmann