Recyclinganlage für Inhalte aus Trockentrenntoiletten wird weiter betrieben

Das IGZ ist weiter an Leuchtturmprojekt in Eberswalde beteiligt

19.12.2024
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Humusregal in der Recyclinganlage © Torsten Stapel
Humusregal in der Recyclinganlage © Torsten Stapel

Die Recyclinganlage für Humus- und Urindünger ist die erste dieser Art in Deutschland. Sie wurde im Rahmen des am IGZ koordinierten Forschungsprojekts zirkulierBAR seit 2019 mit Unterstützung deutscher und europäischer Fördermittel aufgebaut. Die gute Nachricht: die Anlage wird auch nach dem Ende des Projekts zirkulierBAR weiterlaufen, betrieben von Finizio Future Sanitation und den Kreiswerken Barnim. Sie verwandelt Abfälle aus Trockentoiletten in hochwertige Recyclingdünger. Ihr Ziel ist es, dezentrale, skalierbare Lösungen für eine Kreislaufwirtschaft in der Sanitärversorgung und im Nährstoffmanagement zu entwickeln und Kommunen eine wassersparende Alternative zu herkömmlichen Klärsystemen zu bieten. Gleichzeitig wird eine ressourcenschonende und umweltfreundliche Landwirtschaft unterstützt.

Die in der Anlage hergestellten Recyclingdünger umfassen zwei Hauptprodukte: den flüssigen Mineraldünger Aurin® und den organischen Humusdünger aus Inhalten von Trockentoiletten (H.I.T.), der kohlenstoff- und phosphatreich ist. Beide Produkte ermöglichen das Recycling von Nährstoffen, schützen die Gewässer vor Nährstoff- und Schadstoffeinträgen und tragen zur Transformation hin zu geschlossenen Kreisläufen in der Agrar- und Lebensmittelproduktion bei.

Von 2022 bis 2024 produzierte die Anlage durch kontrollierte sauerstoffversorgte Kompostierung etwa 400 Kubikmeter Humusdünger (H.I.T.), was 270 Tonnen und dem Gewicht von zwei Blauwalen oder 45 Elefanten entspricht. Das Verfahren konnte weiter optimiert werden durch die Installation eines Humusregals, das seit September 2024 mit einer Kapazität von 200 Kubikmetern Feststoffen pro Jahr in Betrieb ist.

Die Urinaufbereitungsanlage der Schweizer Firma VunaNexus stellt aus menschlichem Urin flüssigen Mineraldünger her. In 2024 wurde die in zirkulierBAR errichtete Anlage im Rahmen des Horizon Europe Projektes P2GreeN um einen Verdampfer erweitert und das Verfahren damit komplettiert. So konnten bisher insgesamt 15.000 Liter Urin stabilisiert und gereinigt werden. Die Entwicklung und Testung der Urinaufbereitungsanlage auf der Pilotfläche der Kreiswerke Barnim wird in P2GreeN bis November 2026 fortgeführt.

In den Düngeversuchen, die im Rahmen des Projekts zirkulierBAR durchgeführt wurden, wurden beide Produkte kombiniert eingesetzt. So zeigten sie eine vergleichbar gute Düngewirkung wie chemisch-synthetische Düngemittel. Im Rahmen von P2GreeN führt das IGZ weitere Beprobungen an den Recyclingdüngern – d.h. Aurin® aus der Pilotanlage in Eberswalde und ein ähnlicher Humusdünger aus der containerbasierten Kompostierungsanlage des Praxispartners Goldeimer gGmbH in Hanstedt-Ollsen – und bei deren kombinierten Ausbringung auf dem Acker durch. Somit können auch weiterhin Daten zur Unbedenklichkeit und zur Düngewirkung gesammelt werden.

Die Recyclinganlage in Eberswalde dient als Leuchtturmprojekt der Bioökonomie. Sie zeigt, wie aus Abfall ein wertvoller Beitrag zur Ernährungssicherheit und Bodengesundheit entstehen kann. Das Modell ist nicht nur skalierbar, sondern bietet auch eine Blaupause für andere Regionen, die nachhaltige Alternativen zur linearen Abwasserwirtschaft suchen.

Weitere Informationen zur technischen Umsetzung und den Projektergebnissen:

Korrektur vom 12.01.2025: In der ursprünglichen Version des Posts wurde fälschlicherweise behauptet, P2GreeN übernähme die wissenschaftliche Begleitung der Recyclinganlage. Richtig ist, dass die Urinaufbereitungsanlage u.a. Teil einer von drei Pilotregionen einer Innovative Action des Horizon Europe-Projekts P2GreeN ist, die die Skalierung der Innovation verfolgt.